Haben Sie sich schon einmal die Frage gestellt, wie Sie in 10 Jahren leben werden? Oder vielleicht in 20? Ich glaube, dass die meisten Menschen schon einmal solche Gedanken hatten. Wenn Sie Ihre Gedanken einmal rekapitulieren, werden Sie feststellen, dass die Veränderungen in Ihrem Umfeld eher marginal ausfallen. Und da steckt die Crux.

Unser Denken orientiert sich  an das Sammeln der eigenen Erfahrungen und hat einen zumeist linearen Verlauf. Das technische Umfeld in dem wir leben, entwickelt sich jedoch exponentiell. Das heißt, alle Veränderungen die wir in Zukunft erwarten können, werden mit zunehmender Zeit immer schneller erfolgen. Der schnelle Wandel  fordert die Menschen und es gibt keinen Knopf, an dem man ihn ausstellen könnte. Und manch einem macht der Ausblick Angst, da er sich seine Zukunft nicht mehr vorstellen kann, da sie die linearen Erfahrungen der Vergangenheit verlässt.

Diese Problemstellungen gibt es auch in der Wirtschaft. So sagte beispielsweise der Produktionsleiter eines großen, deutschen Autobauers vor kurzem, dass das Unternehmen Schwierigkeiten hat, das erwartete Tempo zu gehen. Die Erfahrungen der Mitarbeiter  und die Anforderungen die aktuelle Techniken stellen, divergieren immer mehr. Der Erfahrungslevel mit aktueller Technik bleibt auf einem konstanten Level, die Anforderungen jedoch steigen rapide.

Wir werden das Tempo der Veränderungen weder bremsen, noch selbige stoppen können. Unsere Aufgabe ist es, die Menschen für schnelle Veränderungen fit zu machen. Mit wachsender Komplexität umzugehen heißt, Intuition fördern und die Basis „up to date“ zu halten. Eine gute Erklärung liefert Prof. Dr. Peter Kruse in einem Gespräch zum Umgang der Menschen mit Komplexität. (7:34 Min.)

Wie werden wir „beweglich“?

Zum einen muss Ausbildung in einer Art erfolgen, dass die Neugierde und Kreativität der Menschen gefördert oder zu mindestens erhalten bleibt. So dass komplexe Situationen und Veränderungen nicht mehr zu einer Ablehnung führen, sondern als Herausforderung angesehen werden. Zum anderen müssen die Menschen befähigt werden, konstruktiv miteinander an Lösungen zu arbeiten. Die reine Wissensvermittlung hat keine Zukunft, da es mit wachsender Veränderungsgeschwindigkeit zunehmend volatil wird. Das heißt, dass es in Zukunft nicht darum gehen wird, dass die Menschen selber viel wissen, sondern dass sie befähigt werden, schnell neues Wissen abzurufen, zu bewerten und einzusetzen. Politik und Gesellschaft sind verpflichtet, diese Maßnahmen, zum eigenen Wohl, umzusetzen, da eine „abgehängte“ Bevölkerungsschicht zu Unruhen führt, die sowohl gesellschaftlich, wie auch wirtschaftlich nicht tragbar sind.

Erfahrung und Kreativität steigern

Die Unternehmen müssen ebenso in die regelmäßige Weiterbildung ihrer Mitarbeiter investieren. Alleine schon aus dem Interesse des eigenen Fortbestehens heraus. Dazu gehören Maßnahmen zur Aktualisierung des Wissens genauso, wie Fortbildungen mit denen das Zusammenarbeiten trainiert wird. Die Erfahrungskurve der einzelnen Mitarbeiter wird sich nicht mehr großartig hochfahren lassen. Erfahrungen vieler müssen gebündelt zu einem Gesamtergebnis führen. Es reicht nicht aus, dass Wissen vieler zusammenzuschütten, um ein besseres Ergebnis zu erhalten. Denn leicht kann anstelle von Schwarmintelligenz auch Schwarmdummheit als Resultat eintreten. Unterschiedlichste Erfahrungen und Charaktere müssen zusammengebracht werden, um Lösungen abseits bekannter Regeln zu erzielen. Dabei geht es nicht um Harmonie, sondern, dass durch Reibung und unterschiedlichen persönlichen Erfahrungen, neue, kreative Ideen und Lösungen entwickelt werden.

Bei all diesen Anforderungen stellt sich die Frage, ob wir in Zukunft wirklich weniger Arbeit haben werden, wie es beispielsweise die Oxfordstudie verlauten lässt. Kann es vielleicht auch sein, dass die immer komplexeren Lösungsszenarien, die wir zu bewältigen haben, zu einer neuen Balance führen? Nur eben auf anderer Ebene.

Fazit

Wie sich die Zukunft genau entwickeln wird, dazu ist jede Prognose unseriös. Alles, was wir ausmachen können, werden maximal Trends sein. Oder wie Prof. Dr. Peter Kruse es bereits 2010 ganz klar ausgedrückt hat: Wir werden auf Sicht fahren müssen. Denn unser Denken und unsere Erfahrungen werden sich nicht so schnell entwickeln wie unser technisches Umfeld.

Allein der Appell „Wir sind jetzt kreativ“ wird genau so wenig Erfolg haben, wie verordnete Spontanität. Diejenigen, die jetzt schon in sich reibenden, kreativen Teams arbeiten sind die Treiber der Entwicklung. Teams in denen alle auf derselben Erfahrungsbasis arbeiten, ohne Quer- und Andersdenker, werden in Harmonie untergehen, da Kreativität nur aus der Unruhe im System erwächst.

Damit wir für die Zukunft fit sind und unsere Fähigkeiten den Anforderungen standhalten, müssen Bildung und Ausbildung neue Wege beschreiten. Wie das aussehen kann beschreibt der Blogbeitrag „Digitale Bildung – Lernen für die Zukunft“.

Fotonachweis

pixabay.com (CC0 Lizenz)

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